Aus dem Einspringen wurde etwas Festes

Adam Jakab, ungarischer Posaunist mit Schwerpunkt Barockmusik, leitet nun Haltingens Musikverein.

Von Herbert Frey

Adam Jakab ist neuer Dirigent des Musikvereins Haltingen. Foto: Markus Schächtele

(hf). "Der Musikverein Haltingen hat ein gutes Niveau", sagt der neue Dirigent des Blasorchesters, Adam Jakab (35), der Mitte September offiziell die Nachfolge von Aaron Solberg antrat, der den Verein im Sommer wie angekündigt verlassen hatte, um eine neue berufliche Herausforderung anzugehen. Daraufhin war Jakab erst vertretungsweise eingesprungen, der vor einigen Jahren schon einmal als Jugendausbilder für den Verein tätig gewesen ist. Aus diesem "Einspringen" wurde nun ein Engagement als fester Dirigent.

Adam Jakab ist in der Stadt und in der regionalen klassischen Musikszene kein Unbekannter. So ist er für die städtische Musikschule Weil am Rhein seit 2016 als Posaunenlehrer tätig. Außerdem unterhielt er – bis zur Corona-Krise – eine rege Konzerttätigkeit als freischaffender Musiker. "Vor allem in der Schweiz war ich gut gebucht", sagt der Posaunist, der unter anderem mit dem Basler Barock-Ensemble Capriccio konzertierte. Die Barockmusik bildete bislang auch den Schwerpunkt der musikalischen Tätigkeit des Instrumentalisten, der in Zalaegereszeg in Ungarn aufgewachsen ist. An sein Musikstudium in Györ (Ungarn) schloss er 2009 ein Masterstudium an der Schola Cantorum in Basel an, das er 2012 abschloss. Nicht erst, seit die Pandemie das musikalische Leben nahezu zum Erliegen gebracht hat, trägt sich Jakab mit dem Gedanken, sich als Dirigent ein weiteres Standbein aufzubauen. Immer mal wieder sei er in der Vergangenheit kurzfristig bei Ensembles als Leiter eingesprungen, schildert Jakab. Dabei habe er Gefallen an der Arbeit am Taktstock gefunden. "Der Musikverein Haltingen ist aber mein erster Verein, den ich als Dirigent leite", informiert er.

Seine ersten Eindrücke sind durchweg positiv. "Vor allem von der Kameradschaft, dem Zusammenhalt im Verein, bin ich begeistert. Da packen die Musiker nach der Probe nie sofort die Instrumente ein und gehen nach Hause", erzählt er. Dieser stetige und enge Austausch wirke sich auch musikalisch positiv aus. So beeindrucke das Blasorchester durch eine große Geschlossenheit und ein harmonisches Zusammenspiel, umreißt der neue Dirigent die Stärke der Haltinger Musiker. Auch war er angetan davon, wie engagiert der Verein dafür gesorgt hat, dass schon im Juli ein Probenbetrieb, wenn auch mit Einschränkungen, wieder möglich war.

Jakab hofft, dass das fürs Jahresende geplante Jahreskonzert nicht auch noch der Pandemie zum Opfer fällt. "Wir proben dafür jedenfalls eifrig und studieren auch neue Stücke ein", schildert er. Unter seiner Regie wird unter anderem neu ein Medley der bekanntesten Songs von Frank Sinatra einstudiert, denen Jakab eine jazzige Note verleihen will. Er kann sich auch vorstellen, mit Blasmusik aus seiner Heimat Ungarn Akzente zu setzen. "Da bin ich aber noch auf der Suche nach einem geeigneten Stück", teilt Adam Jakab mit, der in Lörrach wohnt.

Der Posaunist, der auch forschend tätig ist, hat sich im Lockdown auch musikalisch breiter aufgestellt. So gehört er der von Kai Trimpin neu gegründeten Formation Quarantett an, die mit originaler Allgäuer Ländlermusik den Weiler Kultursommer bereicherte. Trimpin war früher bekanntlich selbst einmal Dirigent der Haltinger Musiker und leitet heute die Weiler Stadtmusik.

Musikalischer Sommerabend im Freien

  Foto: zVg

Wie es schon Tradition ist, hat der Musikverein Haltingen seine letzte Probe vor den Sommerferien als Platzkonzert veranstaltet, genannt „offene Probe“. Allerdings war es in diesem Jahr auch die erste Gelegenheit, dass die Musiker öffentlich auftreten konnten. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Jürgen Wehrle boten die 25 Musiker aus dem Aktivorchester unter der Leitung von Ádám Jakab einen Querschnitt aus ihrem Repertoire.

Dabei reichte das Spektrum von traditioneller Blasmusik wie Marsch und Polka bis zu modernen Rhythmen und bekannten Evergreens. Die musikalische Reise führte von „Basel an mim Rhy“ über Böhmen und 80er-Kult-Songs bis zu Hans Zimmers „Piraten der Karibik“. Nach einem einstündigen Programm dankte der Vorsitzende Musikern und Publikum, und der musikalische Sommerabend wurde mit dem Badner-Lied als Zugabe abgeschlossen

Musikalischer Abendgruß

 

Eine Musikergruppe des Musikvereins Haltingen spielte in den Reben. / Foto: zVg/Joachim Pinkawa Foto: Weiler Zeitung

Von Joachim Pinkawa­

Weil am Rhein-Haltingen: Mit einem musikalischen Gruß überraschte eine 17-köpfige Musikergruppe des Musikvereins Haltingen unter Leitung des Vorsitzenden Jürgen Wehrle die Haltinger Bürger. „Wir haben uns jetzt acht Wochen nicht gesehen und auch nicht gemeinsam musiziert, und wenn auch unter besonderen Umständen wollten wir einfach mal wieder gemeinsam Musik machen und gleichzeitig den Menschen im Dorf ein musikalisches Lebenszeichen schicken“, erklärte Wehrle.

Mit den gebotenen Abständen hatten sich die Musiker auf einem der Wege durch die Reben oberhalb der Kirche und des Friedhofs von Haltingen platziert und schickten mit dem „Basler Marsch“ (M. Haag) und „Auf der Vogelwiese“ (J. Poncar) ihren zünftigen Musikgruß hinunter ins Dorf. Erkennbar lauschten entlang des Dorfrands sogleich einige Menschen verwundert und winkten aus der Distanz.

Musik ist weithin hörbar

Dass die Musik, gemischt mit üppigem Vogelgezwitscher aus den Gärten der Wohnbebauung, bis fast zur Freiburger Straße zu hören war, verdeutlichte der Ehemann einer Musikerin durch den per Messenger übermittelten Mitschnitt aus dem Dachfenster an der Hermann-Brian-Straße. Vereinzelt hatten sich sogar einige wenige Interessenten auf den Weg gemacht den musikalischen Klängen etwas näher zu lauschen, wie man beim „Abstieg“ vom Weinberg feststellen konnte.

„Es war uns ein Bedürfnis und eine Freude zugleich“, stellten die Musiker zufrieden und erfreut für sich fest – und den Menschen, die es hören konnten, allem Anschein nach auch.

Dirigent Aaron Solberg geht

Musikverein Haltingen ist auf der Suche nach einem Nachfolger / Wechsel im Frühjahr.

Von Antje Gessner & Ulrich Senf

Der Vorstand des Haltinger Musikvereins mit Helena Friedlein, Udo Spitz, Matthias Tröstl, Beate Dannmeyer, dem Vorsitzenden Jürgen Wehrle und Michael Lang (von links) hat sich bereits auf die Suche nach einem neuen Dirigenten oder einer neuen Dirigentin gemacht. Foto: Antje Gessner

WEIL AM RHEIN/HALTINGEN. Mit einer dicken Überraschung wartete der Musikverein Haltingen bei seiner Generalversammlung am Dienstag auf: In absehbarer Zeit legt Dirigent Aaron Solberg sein Amt nieder. Er sucht ganz neue berufliche Herausforderungen im Ausland, so dass er den Haltinger Musikverein nur noch vorübergehend leiten kann. Der Wechsel wird sich voraussichtlich im Frühjahr vollziehen. 

Was die Besucher der Mitgliederversammlung völlig überraschte, hat Aaron Solberg den Musikern bereits unmittelbar nach dem erfolgreichen Jahreskonzert Ende des vergangenen Jahres mitgeteilt. Unerwartet hätten sich für den studierten Pianisten und Cellisten, der in den vergangenen Jahren auch als Orchesterdirigent an ganz verschiedenen Stellen Erfahrungen sammeln konnte, ganz neue Möglichkeiten eröffnet, die er gerne nutzen würde. Verwerfungen habe es zwischen dem Orchester und dem Dirigenten, der seit Juni 2017 die Haltinger Musikerinnen und Musiker sowie auch das Jugendorchester leitete, keine gegeben, betonte auch Vorsitzender Jürgen Wehrle in der Versammlung. Ganz im Gegenteil habe man sich auf die gemeinsame Arbeit und die vielen Auftritte sehr gefreut, ist von Musikern zu hören.

Um den Haltingern den Übergang leichter zu machen, hat Solberg angeboten, dass er den Musikverein zunächst noch weiter dirigieren würde. So gewinnt der Verein Zeit, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu suchen. Die Stelle ist bereits auf der Homepage des Vereins ausgeschrieben – die Anzeige wurde noch Dienstagnacht, unmittelbar nach der Versammlung, hochgeladen. Von der neuen Orchesterleiterin oder dem Orchesterleiter wird erwartet, dass er mit seinen Ideen die Musikerinnen und Musiker für die Blasmusik begeisteret, dass er sie mit engagierter und kreativer Probearbeit motiviert und das Orchester möglichst langfristig mit seiner Zuverlässigkeit und Zielstrebigkeit fordert und fördert. 

Rückblick: Der Vorstandsvorsitzende Jürgen Wehrle berichtete von einer gelungenen Reise der Musiker nach England. Er erwähnte ebenfalls, dass sich die Situation in der Haltinger Festhalle für die Probenarbeit verbessert habe und regte gleichzeitig an, dass vor der Halle Fahrradständer aufgestellt werden könnten.

Jugendleiterin Beate Dannmeyer berichtete, dass die Kinder, die am Blockflötenunterricht bei Kai Trimpin teilnehmen, motiviert seien und ihre Ausbildung zufriedenstellend ablaufe. Dirigent Aaron Solberg, der den Musikverein in einigen Monaten verlässt, um eine neue, hauptberufliche Herausforderung anzunehmen, sagte, dass die Musiker 2019 Fortschritte gemacht hätten, ein noch intensiveres Üben jedoch wünschenswert sei. 

Ausblick: Die Versammlung beschloss einstimmig, die bisherigen Beitragssätze der Passivmitglieder von 15 Euro auf 20 Euro pro Jahr anzuheben. Nach drei Jahren der Zusammenarbeit mit Aaron Solberg muss der Verein im laufenden Jahr einen neuen Dirigenten finden. Jürgen Wehrle gab sich zuversichtlich, was die Suche nach einem kompetenten Menschen betrifft. Gleichwohl wäre er froh, wenn Solberg noch das traditionelle Frühjahrskonzert in der Kirche dirigieren könnte. Das gäbe dem Verein eine schöne Möglichkeit, sich von seinem Leiter zu verabschieden.

Noch nicht entschieden ist, ob der Familientag, den der Musikverein bisher jährlich durchgeführt hat, weiterhin stattfinden wird. Die zweite Jugendleiterin Helena Friedlein erwähnte, dass am 25. April die Dorfrallye der Jungmusiker durchgeführt wird. Ortsvorsteher Michael Gleßner dankte dem Musikverein im Namen des ganzen Ortschaftsrates für seine verlässliche Arbeit. 

Wahlen: 1. Vorstand Jürgen Wehrle, 2. Vorstand Dennis Moser, Kassierer Michael Lang, Schriftführer Matthias Tröstl, Jugendleiterinnen Beate Dannmeyer und Helena Friedlein, Notenwart Udo Spitz. 

Mitglieder: 260, davon 28 Aktivmusiker.

Dirigent Aaron Solberg / Foto: Sedlak