Musiker und ihr Publikum sind einig: Yes, we feel wonderful tonight

Ein vielfältiges Programm hat der Musikverein Haltingen beim Jahreskonzert geboten. Zu den Höhepunkten gehörte ein Werk, das Dirigent Adam Jákáb aus seiner Heimat Ungarn mitgebracht hatte.

Gekonnt spielte der Musikverein beim Jahreskonzert auf. Foto: Ulrich Senf

Von Ulrich Senf

Mit viel Schwung und noch mehr Begeisterung präsentierte sich der Haltinger Musikverein am Samstag bei seiner Jahresfeier. Viel Mühe hatten sich die Musikerinnen und Musiker gegeben, um der Festhalle ein wenig Flair einzuhauchen – von der Bilderwand im Foyer bis hin zur Tischdeko. Aber ganz einfach ist das eben nicht bei einer in die Jahre gekommenen Halle, deren Besucherzahl auf 199 limitiert ist und auf deren Neubau man schon länger warte, wie der Vorsitzende Jürgen Wehrle bei seiner Begrüßung erklärte. Und als er am Ende zum nächsten Auftritt des Blasorchesters, nämlich am Freitag zur Eröffnung der Unterführung der Heldelinger Straße einlud, da konnte es sich Wehrle nicht verkneifen, festzustellen, dass der Musikverein noch viel lieber bei der Eröffnung einer neuen oder frisch renovierten Festhalle aufspielen würde – worauf man aber wohl noch ein paar Jahre warten müsse.

Jugendorchester spielt zum Auftakt pfiffiges Arrangement

Die Eröffnung des Konzertes hatte das Jugendorchester übernommen. Wie auch das aktive Blasorchester wird es von Adam Jákáb dirigiert. Ein pfiffiges Arrangement des Gospelsongs "Down by the Riverside" stand am Anfang. Stück um Stück steigerte sich das Nachwuchsorchester und begeisterte mit Hilfe des Publikums beim temperamentvollen "Tequila" und der Weihnachtsbäckerei, bevor es den älteren Kollegen die Bühne überließ.

Hatten im Belgano-Marsch bereits die verschiedenen Register des Orchestern klangvolle Zeichen gesetzt, so bot "Merry Music" des ungarischen Komponisten Frigyes Hidas dem Orchester ein hervorragendes Forum, um seine Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen. Dirigent Adam Jákáb hatte das Stück und auch den Komponisten bereits in seiner ungarischen Heimat kennengelernt und brachte es nun in Haltingen zur Aufführung. Sehr differenziert hoben die Flöten zunächst zu einer rhythmisch akzentuierten Melodie an, die immer auch von den Blechbläser und dem Schlagwerk aufgegriffen wurde. Ein ruhiger Zwischenteil wartete mit ganz anderen Klangfarben auf, bevor zum Kehraus noch einmal die Flöten die Regie übernahmen – ein wahrhaft hörenswertes Stück, das die Haltinger mit großem Engagement zelebrierten.

Mit dem Orchester in den Wilden Westen reiten

Lautmalerisch setzte Antonin Zvacek einen Sommermorgen in Szene, bevor der zweite Vorsitzende Dennis Moser die "Cowboys und Cowgirls from Haltingen" aufforderte, Zielwasser zu trinken und mit dem Orchester in den Wilden Westen zu reiten. Die weltbekannten Melodien von Ennio Morricone waren ganz nach dem Geschmack des Publikums. Auch im zweiten Konzertteil setzte sich der Wechsel von beeindruckenden Orchesterwerken und nicht weniger anspruchsvoller Unterhaltungsmusik fort: Einem Klangepos über das Wachsen der Reben, deren Lese, dem Gären des frischen Traubensaftes bis hin zum feuchtfröhlichen Verkosten des Weins folgte ein Medley mit Melodien von Eric Clapton.

Und da war sich das Publikum mit den Musikern und Clapton einig: It’s wonderful tonight – es ist einfach wunderschön. Nach einem imposanten Ausflug zu den Red Rock Mountains blieb das Orchester in den USA, um dem King of Rock, um Elvis Presley zu huldigen. Ein rundum gelungener Konzertabend – und im Unterschied zu Elvis, der nie eine Zugabe an seine Konzerte anhängte, verließen die Haltinger Musiker die Bühne zur Freude der Zuhörer nicht ohne ABBA-Songs und einen zünftigen Marsch.