Von 1948 bis 1969

Die ersten Jahre nach dem Kriege standen sowohl die Haltinger Bevölkerung wie auch der MVH vor dem buchstäblichen Nichts. Am 04.01.1948 wurde eine neue Vorstandschaft gewählt. Für ein Jahr wurde Hans Nussbaumer als 1. Vorsitzender gewählt. Im darauffolgenden Jahr wurde unsere Musikerlegende Arthur Honold erstmals ins Amt des 1. Vorsitzenden gewählt, welches er bis ins Jahr 1966 souverän ausübte. Wie sonst üblich konnte bei der damaligen Generalversammlung noch nicht musiziert werden. Dies musste in der Folgezeit erst wieder erlernt und einstudiert werden.

Genehmigung der frz. Besatzungsmacht, 1947

Aus dem Protokoll einer Vorstandssitzung vom 14.04.1949 bleibt festzuhalten unter Punkt 3 : Bestellung der Anteilsscheine für den neuen Tanzboden.
Wie in der Generalversammlung beschlossen, sollten diese Anteilscheine zur Finanzierung des neuen Tanzbodens (der alte Tanzboden war in den Kriegsjahren abhanden gekommen) an die Einwohnerschaft verkauft werden. Insgesamt 500 Anteilscheine á 2 DM.

Dem damaligen Dirigenten Max Lais ist der Verein zu großem Dank verpflichtet, der unermüdlich durch intensives Anlernen und Schulen der hauptsächlich jungen Kräfte die Kapelle wieder zum musikalischen Aufschwung verhalf. Dies zeigte auch die Note "sehr gut", welche mit der Aufführung der damals neuzeitlichen Orginalkomposition "Kleine Rapasodie" von Gerhard Becker in der Mittelstufe im Jahr 1952 in Steinen erzielt wurde. Im selben Jahr übergab Dirigent Max Lais noch den Taktstock an Alfred Faller, welcher die Kapelle von 1952/53 bis 1958 dirigierte.

 

Auszug aus einem Protokollbuch vom 19.02.1953:
Zusammenstellung einer modernen Tanzabteilung für den Maskenball des Sportvereins im Gasthof Badischer Hof am 01. März 1953. Auf Vorschlag der so genannten "Tanzmusikkanone" Alfred Zöbelin setzte sich die Tanzmusik wie folgt zusammen:


3 Saxophone: Faller, Lonhard und Honold
2 Trompeten: Zöbelin, Rombach
Begleitung: Gauggel
Bass: Walter Schmidhauser
Schlagzeug: Hans Schmidhauser


Aus dem Jahre 1953 genauer gesagt vom 06. Juni datiert eine Einladung zum Doppelkonzert mit dem Musikverein Efringen-Kirchen. Gespielt wurde unter anderem die Ouvertüre "Der Kalif von Bagdad" und die Ouvertüre "Der Wanderer im Gebirg' " und das Ganze bei einem Eintritt von 1,-- DM. Aus dem Jahre 1954 gibt es ein Gruppenfoto anlässlich der Uniformweihe.

Uniformweihe, 1954

Die Zahl der Aktiven stieg rasch an und so konnte der Verein das kulturelle Leben im Dorf wieder beleben und mitgestalten und bei auswärtigen Veranstaltungen mit Erfolg mitwirken. Da es in der damaligen Zeit noch keine Festhalle gab wurde die Feste oft in der Turnhalle des Deutschen Turnvereins und Jahresfeiern entweder im Hirschensaal im gleichnamigen Gasthaus oder aber im Saal des Badischen Hofes abgehalten.

An der im Jahre 1957 begonnen Erstellung der Turn- und Festhalle in Haltingen, haben damals auch viele freiwillige Helfern des MVH kräftig mit geholfen. Nach deren Fertigstellung im Jahre 1958 gab es natürlich völlig andere Möglichkeiten für die Vereine und auch den MVH. Die neuen Räumlichkeiten wurden künftig zum Proben, für Jahresfeiern und Festlichkeiten genutzt.

Am 31.5. bis 02.06.1958 wurde das 50-jährige Jubiläum bereits in der neuen Turn- und Festhalle gefeiert. Die Festansprache hielt der damalige Bürgermeister Herr Behringer. Zahlreiche Gastvereine aus dem Umland überbrachten dem Musikverein Haltingen am Samtstag und am Sonntag ihren musikalischen Jubiläumsgruß. Insgesamt traten 13 Vereine auf u. a. der Musikverein Concordia Dornach aus der Schweiz.
Wenige Wochen nach dem 50-jährigen Jubiläum wurde der Dirigent Alfred Faller durch seinen Tod mitten aus der musikalischen Arbeit herausgerissen. Für ihn sprang der Kapellmeister und Dirigent der Stadtmusik Weil am Rhein Willi Fahrenfeld ein, der den Verein bis 1961 musikalisch leitete.

Mit Walter Schmidhauser reifte innerhalb des Musikvereins Haltingen ein Talent heran, der nach Absolvierung von Dirigentenlehrgängen und Ablegen der Dirigentenprüfung im Jahr 1961 die musikalische Leitung beim MVH übernahm. Er schaffte in der Folgezeit eine große Leistungssteigerung der Musikkapelle.

Auftritt mit Dirigent Walter Schmidhauser, 1964

Innerhalb weniger Jahre verlor der Verein durch zwei tragische Unglücksfälle zwei große Leistungsträger, 1961 seinen 1.Flügelhornisten Alfred Zöbelin sowie 1964 seinen 1.Trompeter Peter Stappenbeck. Mittels Umbesetzungen innerhalb der eigenen Reihen gelang es nach und nach diese Lücken zu schließen.

1963/1964 wurden unter der musikalischen Leitung von Walter Schmidhauser die Konzerte am Rumänenfriedhof mit Bewirtung ins Leben gerufen. Leider war das Fest sehr wetterabhängig und wenn der Wettergott kein Einsehen hatte, fiel es buchstäblich ins Wasser.
Im Laufe der 60- Jahre wurde auch das Mitspielen an der Fronleichnam Prozession ein fester Termin im jährlichen Musikkalender. In den Anfängen war hier Kondition beim Spielen der Marschmusik gefragt. Da ging es zu Fuß von der katholischen Kirche, Alte Schule, Kleine Dorfstrasse und den Bahnhof über die B3 zurück zur Kirche.

Arthur Honold

Ein Mann, landauf und landab bekannt und ein Vorbild für alle wurde nach fast 20-jähriger Tätigkeit als 1. Vorstand im März 1966 als Zeichen der Wertschätzung zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Nämlich der von allen geachtete und geschätzte Arthur Honold.1966 übernahm Horst Turski den Vorsitz des Musikvereins Haltingen. Aber bereits 1968 folgte dann Manfred Honold auf den Vorstandsposten. Das schon längere Zeit geplante und mehrfach verschobene Kirschenfest wurde 1968 Realität und löste die Rumänenfeste ab. Inspirationen holten sich die Vorstandschaft in Königschaffhausen am Kaiserstuhl, wo es ein ähnliches Fest gab. Die Durchführung dieses 3-tägigen Festes, erstmalig im Jahre 1968, verlangte den Aktiven und den Festhelfern über mehrere Wochen alles ab. In der Festhalle wurde eine kleine Budenstadt mit Café, Wein- und Vesperstube sowie eine Bar aufgebaut. Bei diesem 1. Kirschenfest vom 21. bis 24. Juni 1968 wurden auch das Bezirksmusikfest und das 60-jährige Jubiläum durchgeführt. Als Attraktion spielte die Musikkapelle der 1. Luftlande Division aus Bruchsal. Lange Jahre war auch die Wahl einer Kirschenkönigin ein wahrer Publikumsmagnet.

Anlässlich der Jahresfeier im 60. sten Jubiläumsjahr steht hinterher als Überschrift in der Zeitung " Haltinger Musiker ein treffliches Team". Unter der Leitung von Walter Schmidhauser präsentierte der Verein den Gästen ein erlesenes Programm aus seinem Blasmusik-/ Notenreportoire der vergangenen 60 Jahre. Bei dieser Jahresfeier wurde Werner Lehmann für langjährige Vereintreue zum Ehrenmitglied ernannt. Dieser war später lange Jahre Dirigent des Musikvereins Märkt. Immer wieder halfen sich auch in den Folgejahren die Aktiven beider Vereine bei akuter Personalnot aus oder spielten zeitweise sogar in beiden Vereinen mit.

Beim 2. Kirschenfest 1969 waren wieder internationale Gäste sogar mit ihren Frauen zu Besuch und machten auch die zweite Auflage zu einem vollen Erfolg. Es spielte das kanadische Musikcorps der in Söllingen bei Raststatt stationierten Luftwaffe.